Dokum, Frieseninsel

Das Friesland liegt an der Nordseeküste. Dem Festland sind Inseln vorgelagert, die in die westfriesischen und in die ostfriesischen Inseln unterteilt werden. Die westfriesischen Inseln gehören zu den Niederlanden, die ostfriesischen zu Deutschland. Die fünf bewohnten westfriesischen Inseln heißen, von West nach Ost: Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog. Sie sind alle größer als die sieben bewohnten ostfriesischen Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum (von Ost nach West).

Borkum ist die westlichste und größte der ostfriesischen Inseln, während die unbewohnte Insel Rottum die östlichste und kleinste der westfriesischen Inseln ist. Das Durcheinander aus West und Ost und groß und klein ist also gar kein Durcheinander, wenn man, wie eben versucht, etwas Systematik in die Inselgruppe bringt. Doch diese Systematik wird durch neueste Forschungen ins Wanken gebracht:

Genau zwischen Borkum, der westlichsten der ostfriesischen, und Rottum, der östlichsten der westfriesischen Inseln, soll sich früher eine weitere Insel namens Dokum befunden haben. Dokum kann keine große Insel gewesen sein, beträgt der Abstand zwischen den heutigen Borkum und Rottum doch nur etwa fünf Kilometer. Und obwohl keineswegs bewiesen ist, dass es dieses kleine Eiland jemals gegeben hat, wird bereits groß darüber gestritten, ob Dokum eine west- oder ostfriesische Insel sei. Die Niederlande sagen, Dokum sei eine westfriesische Insel, da doch Borkum eigentlich auch eine westfriesische Insel sei, weil sie westlich der Emsmündung liege, die die Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland darstelle. Deutschland sagt, Borkum sei nur eigentlich eine westfriesische, tatsächlich aber eine ostfriesische Insel, woraus zu folgern sei, dass Dokum eine ostfriesische Insel sei, schließlich könne sie aufgrund ihrer Lage zwischen Rottum und Borkum kaum westlich, sondern eher südlich von Borkum gelegen haben.

Es wurde ein Expertenrat zur Lösung des Konflikts eingesetzt. Nach langen Beratungen kam der Rat zum Schluss, dass es keinen Konflikt gibt, da die Existenz des Konfliktobjekts, der Insel Dokum, nicht erwiesen sei, und man könne nicht über etwas streiten, dessen Existenz nicht erwiesen sei. Doch just bei der Urteilsverkündung des Rates meldete sich ein Ornithologe und meinte, es sei davon auszugehen, dass Dokum existiert hat, da es Anlass zur Vermutung gibt, dass auf Dokum eine einzigartige Entenart lebte, die sogenannte Dokumente, deren Exemplare nach dem Untergang Dokums auf Rottum und Borkum geflüchtet seien. Es gelte nun, Dokumente zu finden, die diese Annahme bestätigen.

Große Suchtrupps sind mittlerweile unabhängig voneinander auf Borkum und Rottum unterwegs, auf Borkum unter deutscher, auf Rottum unter niederländischer Führung, die sich einen Wettbewerb darin liefern, Dokumente für die Existenz der Dokumente zu finden. Einer der Suchtrupps auf Borkum fand Kotspuren, die man so noch nie gesehen hatte, und behauptet, dies könnten nur Hinterlassenschaften der Dokumente sein und ihre Existenz dokumentieren. Man versäumte es jedoch, die Kotspuren zur gentechnischen Analyse sofort einzusammeln, und als man mit entsprechenden Sammelbehältnissen zurückkam, waren die Kotspuren verschwunden. Ein Suchtrupp auf Rottum hingegen behauptet, einen noch nie gesehenen, entenähnlichen Vogel im Watt gesehen zu haben, doch bevor man den Vogel stellen konnte, kam die Flut und er war verschwunden.

So sucht man weiterhin fieberhaft nach Dokumenten, die die Existenz der Dokumente dokumentieren, die ja in Folge auch die frühere Existenz der Insel Dokum dokumentierten.