Versuch ins Gefängnis zu kommen

Es gab eine Zeit, in der war ich meines Lebens sehr überdrüssig. Es gab in dieser Zeit auch Phasen, in denen ich des Lebens nicht überdrüssig war, und in diesen Phasen machte ich mir Sorgen, wie ich das Leben überhaupt überleben soll, ohne den Hungertod zu sterben. Außerdem hatte ich die Stimme meiner besorgten Mutter im Ohr: Bub, wie willst du denn für dich sorgen?

Da hatte ich eine Idee: Im Gefängnis würde für mich gesorgt werden. Ich bekäme immer zu essen, müsten nicht den Hungertod sterben. Wie stelle ich es also an, um ins Gefängnis zu kommen und dann möglichst lebenslange drinzubleiben? Ich muss eine Straftat begehen, eine drastische: Ich nahm mir vor, einen Menschen zu ermorden. Ich steckte mein scharfes Küchenmesser in meine Tasche und ging auf die Pirsch. Ich setzte mich auf die Straße und beobachtete meine möglichen Opfer. Ich sah eine Frau, bei der glaubte ich zu sehen, dass sie auch des Lebens überdrüssig ist. Sie hatte so traurige Augen. Ich fand das traurig, dass sie traurige Augen hatte, denn sie gefiel mir. Und hinter ihren traurigen Augen spürte ich ein liebendes Herz. Allein um sie wiederzusehen, wollte ich nun nicht mehr ins Gefängnis. Ernüchtert brach ich mein Experiment ab und ging nachhause. Dort starrte ich die Wände an. Es muss doch jemanden geben, den ich ermorden kann, um ins Gefängnis zu kommen. Ja, ich wollte nun wieder ins Gefängnis, schöne Frau mit traurigen Augen hin oder her.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der ermordet werden will. Ja, der ermordet werden will. Diesen jemand gilt es zu finden. Voll ungewohntem Tatendrang ging ich zurück auf die Straße, um jemanden zu finden, der ermordet werden will. Doch schon bald bemerkte ich, dass ich mein Messer vergessen hatte, ohne das ich die Mordestat an einen bereitwilligen Opfer nicht vollbringen kann. In diesem Moment drang ein freudiges Hallo an mein Ohr. Das Hallo gehörte zu Karl, einem Bekannten von mir, der mich voller Euphorie begrüßte und sagte, dass er sich vorgenommen hatte, den ersten Bekannten, den er heute trifft, zum Essen einzuladen. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Karl, aber seine Essenseinladung linderte meine Angst vor dem Hungertod, und so sagte ich zu, am Abend mit ihm ins Emiliano essen zu gehen.

Als ich abends ins Emiliano ging, malte ich mir aus, am Tisch unversehens mein scharfes Pizzamesser zu zücken, um jemanden zu ermorden. Vielleicht sogar Karl. Ja, Karl wäre ein guter Kandidat für einen Mord! Voller Begierde und Tatendrang betrat ich die Trattoria: Karl war schon da, aber er saß nicht allein am Tisch. Eine Frau saß neben ihm, und zwar nicht irgendeine Frau, sondern die Frau, die ich tagsüber gesehen hatte und deren traurige Augen es mir unmöglich gemacht hatten, sie zu ermorden.

Das ist Karla, sagte Karl: Lustig, nicht? Wir haben uns zufällig getroffen und ich habe sie auch eingeladen.
Ich fand Karla in diesem Moment wunderschön. Wahrscheinlich sah ich wieder ihr liebendes Herz. Dann aber sah ich in ihre Augen, und die schauten ins Leere. Ich hatte das Gefühl, sie wollte es tunlichst vermeiden, in meine zu schauen. Ich spürte mein Herz klopfen, heftig klopfte es, und plötzlich wurde mir kotzübel, ich würde keinen Bissen hinunterkriegen, trotz Karls Einladung. Die Angst vor dem Hungertod war verflogen, ich wollte nur raus, raus aus diesem Gefängnis, in das Karlas Augen mich verführten.

Das machst du mit links! (eine sportpsychologische Betrachtung)

Der Elfmeterschütze, der mit seinem linken Fuß viel besser schießen kann als mit seinem rechten, stand bereit zum Schuss. Er war sichtlich nervös und angespannt. Seine Anlaufposition ließ vermuten, dass er den Elfmeter mit dem rechten Fuß ausführen würde, was überraschte, und ich weiß nicht: War es Versehen oder Absicht? War er so nervös und angespannt, dass seine Rechts-Links-Schwäche zum Vorschein kam?

Jedenfalls ging ein Mannschaftskollege zu ihm – ich weiß wieder nicht: War es Ermunterung oder Ermahnung? – und flüsterte ihm ins Ohr: Das machst du mit links!

Unter der Hose zu meiner Überraschung ein Po

Es war ein warmer Tag, ach, was rede ich: Es war ein heißer Tag: Ich ging unter der sengenden Sonne und hatte vollkommen die Orientierung verloren, als ich trotz meiner Orientierungslosigkeit den Schatten alter Bäume erreichte, und – noch viel wichtiger – das Ufer eines wasserreichen Sees. Ich entledigte mich meiner Kleidung, die schweißnass an mir klebte und wollte gerade ein paar Schritte gehen, um im Wasser des wasserreichen Sees ein kühlendes Bad zu nehmen, als ich wie aus dem Nichts Menschen um mich bemerkte. Sie standen aufgereiht da, mit steifen und strengen Mienen in ihren Gesichtern, und als ich ihren Mienen ein Lächeln entgegensetzte, hellte das selbige auch nicht auf. Sie standen da wie gefroren, was ein signifikanter Unterschied zu mir war, stand ich doch noch immer schweißnass da, ohne ein kühlendes Bad genommen zu haben.

Doch der noch signifikantere Unterschied zwischen ihnen und mir war – das fiel mir jetzt bei näherer Betrachung auf -, dass ich nackt war und alle von ihnen zumindest eine Hose trugen. Einige, etwa die Hälfte von ihnen, trugen auch ein Stück Stoff um die Brust, das waren wohl die Frauen, wie ich später schlussfolgerte. War ihr Bekleidetsein und mein Nacktsein der Grund für ihre steifen und strengen Mienen? Andererseits waren sie spärlich bekleidet: Ich sah ihre nackten Arme, Beine und Bäuche, und die Hosen derjenigen, die ein Stück Stoff um die Brust geschnallt hatten, waren oft aus derart wenig Stoff genäht, dass ihre Pobacken nicht bedeckt waren.

Apropos Pobacken: Als ich einen Schritt Richtung Wasser wagte, drehten sie sich plötzlich alle um und wandten mir ihre Rückseite zu. Da war ich mir sicher, dass sie meine Nacktheit nicht ertragen konnten, so abrupt war ihr Abwenden. Der Anblick meines Körpers musste für sie etwas völlig Fremdes sein. Ich zweifelte, ob es wirklich Menschen waren, mit denen ich zu tun hatte, so fremdartig erschien mir ihr Verhalten. Vorsichtig blickte ich zum Wasser, dann auf die steifen und strengen mir zugewandten Rückseiten. Ich beschloss, mein Bad im Wasser des wasserreichen Sees weiter zu verschieben und mich der Gestalten anzunehmen, die sich um mich abgewandt hatten. Vorsichtig ging ich zu ihnen und zog an einer der Hosen: Und unter der Hose zu meiner Überraschung – ein Po.