Raum und Zeit

Der Raum und die Zeit sind meine größten Feinde, denke ich manchmal. Gegen sie gilt es, mich zu behaupten. Wieviel Raum und Zeit braucht ein Autor, um in ihnen seine Sprache zu finden?

Gestern war ich draußen am See, und das war wesentlich mehr Raum als üblich, den ich mir da gegönnt habe. Aber im Vergleich zum Erdenraum, zum Weltraum – was ist das denn für ein winziger Raum, wenn ich zum See rausfahre? Doch im Vergleich zum Raum, den eine Ameise durchschreitet, ist es ein riesiger Raum, wenn ich mich fünfzig Kilometer von München entferne. Unendlich groß und unendlich klein sind die zwei Pole, die ich als Mensch in ihrer Dimension niemals begreifen werde.

Die Zeit ist die Diva, gegen die ich immer anschreibe. Ständig und gnadenlos vergeht sie, und was vor einer Minute noch wahr war, kann jetzt schon eine Lüge sein.

Heute – Ich!

Max Frisch hat gesagt: „Ich weiß nie wie es war, ich weiß es anders.“ Also würde ich das, was ich heute schreibe, morgen schon anders schreiben. Das Leben befindet sich in der Dauer-Interpretationsschleife. Ich kann mich nur wundern, und mit Gombrowicz sagen: gestern – ich, heute – ich, morgen – ich. Doch vor allem: Heute – Ich!