Akei und Enien, zwei slawische Brüder

Ein Slawe, dessen Name die Geschichtsschreibung nicht erwähnt, lebte im achten Jahrhundert in der Steiermark. Das war nichts Ungewöhnliches, denn zu dieser Zeit lebten in der Steiermark nur Slawen. Doch dann bedrohten die Awaren ihren Lebensraum. Der bajuwarische Herzog Odilo kam ihnen mit seinen Truppen zu Hilfe und schlug die Awaren in die Flucht. In der Folge lebten immer mehr Bajuwaren mit den Slawen in der Steiermark, und als siegreiche Kriegsherrn beanspruchten sie Privilegien.

Das gefiel dem namenlosen Slawen nicht. Er holte seine zwei Söhne zu sich und sagte zu ihnen:
Die Bajuwaren gefallen mir nicht. Das sind herrschsüchtige Arschlöcher. Haut ab von hier, und lebt woanders!
Das ließen sich seine zwei Söhne, die sich überhaupt nicht ausstehen konnten, nicht zweimal sagen. Sie hauten sofort ab. Der eine haute nach Norden, der andere nach Süden ab. Im Abhauen riefen sie ihrem Vater noch zu:
Vater, was machst du denn?
Ich? antwortete er: Ich werde hier sterben, hier in der Steiermark.

Die Namen der Söhne sind im Gegensatz zu dem des Vaters überliefert: In Dokumenten ist nachzulesen, dass man sie Akei und Enien rief. Akei, der nach Norden abhaute, gründete dort die Slowakei, Enien im Süden Slowenien. Die Slawen Akei und Enien gründeten also jeweils zwei heute noch bestehende Staaten.

Seine beiden Töchter verheiratete der namenlose Vater, nachdem seine Söhne abgehauen waren, an wohlhabende bajuwarische Edelmänner.