Günstiger

In Günz haben sie eine Burg, und in Güns, obwohl es viel kleiner ist, haben sie einen Zoo, der in Güns Tsoo geschrieben wird. Auf ihren Tsoo sind sie immer sehr stolz gewesen, die Günser. Zwischenzeitlich überlegte man, den Ort, nach dem Vorbild vom größeren Günzburg, in Günstsoo umzubenennen. Doch seit einiger Zeit überlegt man in eine ganz andere Richtung: Man überlegt, den Tsoo aufzulassen. Die Tiere sind entweder gestorben oder wurden weggegeben. Nur noch ein Tiger ist übrig. In Güns sagt man deshalb nicht mehr Ich gehe in den Tsoo, sondern Ich gehe zum Tiger. Nichtgünser sagen Ich gehe zum Günstiger. Keine Rede mehr vom Günstsoo.

Der Günstiger ist zum Markenzeichen von Güns geworden. Er ist aber mittlerweile recht alt und verursacht hohe Kosten: Er muss rund um die Uhr gepflegt werden. Nahrung bekommt er nur noch intravenös, weil er nicht mehr beißen und kauen kann. Ständig kommt der Tierarzt. Der Bürgermeister von Güns hofft, dass er endlich stirbt, der Günstiger, um das Gemeindebudget nicht mehr zu belasten, doch weil er nicht stirbt, sah er sich in der letzten Gemeinderatssitzung zu folgender Aussage genötigt: Für Güns wäre es günstiger ohne Tiger. Daraufhin herrschte große Empörung unter den Gemeinderäten. Was ist denn Güns ohne seinen Tiger? Schlimm genug, dass es seinen Tsoo nicht mehr hat!

Ein Rat saß während der ganzen Empörung still in seinem Stuhl. Als die anderen auch wieder still in ihren Stühlen saßen, sahen sie ihn an, wie er still in seinem Stuhl saß, und er sagte in die Stille: Herr Bürgermeister, obwohl ich glaube, sie wollten nur einen billigen Wortwitz unter die Leute bringen, sage ich auch nö zum Tiger – anderes haben wir nötiger!