Jesus und der Schweinepriester

An seinem ersten Geburtstag jammerte Jesus: „Warum muss ich ausgerechnet an Weihnachten Geburtstag haben?“
Da breitete Maria ihre Arme aus und sagte: „Wer, wenn nicht du?“

Doch kehren wir zurück zu den ersten Tagen Jesu, genauer gesagt zum vierzigsten Tag nach seiner Geburt. Maria ging mit Jesus zu einem Tempel, in dem ein Priester gerade eine Messe vor Schweinen hielt. Er hielt hauptsächlich Messen vor Schweinen, weshalb man ihn Schweinepriester nannte. Maria ging mit Jesus in den Tempel, während Josef, der auch mitgekommen war, etwas skeptisch in der Tür stehen blieb. Da erblickte der Schweinepriester Josef in der Tür und erkannte ihn als den Zimmermann. Er benötigte dringend einen Zimmermann, und so beendete er die Messe plötzlich und abrupt, was zu einem unzufriedenen Gegrunze der Schweine führte. Der Schweinepriester ignorierte das Gegrunze und ging direkt zur Tür zu Josef. Er bat ihn, mit ihm nach Hause zu kommen, da er eine neue Haustür benötige. Josef verwies auf Maria und Jesus, die am vierzigsten Tag nach der Geburt Jesu im Tempel vorstellig werden wollten, doch der Schweinepriester beachtete den Verweis nicht, sondern drängte Josef aus dem Tempel, um sich auf den Weg zu ihm nachhause zu machen. Die Schweine stürmten daraufhin ebenfalls aus dem Tempel, und schließlich ging auch Maria mit Jesus wieder ins Freie.

Der Schweinepriester war sehr froh, Josef getroffen zu haben und schilderte ihm aufgeregt, was für eine Haustür er benötigt. Er konnte gar nicht schnell genug nach Hause kommen. Nun war es so, dass zwischen dem Haus des Schweinepriesters und dem seines Nachbarn ein schmaler Gang führte, und da es der Schweinepriester sehr eilig hatte, ging er mit Josef durch diesen Gang. Sie mussten beide die Schultern drehen, um überhaupt durchzupassen. Die Schweinemeute hinter ihnen wollte auch durch diesen schmalen Gang, woraufhin ein Schwein nach dem anderen steckenblieb. Als Maria mit Jesus zu der Stelle kam, herrschte ein erbärmliches Gequieke, waren doch mittlerweile viele Schweine im schmalen Gang stecken geblieben, und alle, die hinten nachdrängten, verursachten den vorderen, die bereits feststeckten, unsägliche Schmerzen. Jesus fing bei diesem Anblick fürchterlich zu weinen an. Maria versuchte ihn zu beruhigen und sagte: „Jesus, stell dir vor, es sind Ägypter, die hier feststecken. Wie damals, als sie alle im Meer ertranken, weil sie die Israeliten verfolgen wollten!“ Aber Jesus konnte sich als vierzig Tage altes Kind noch keine Ägypter vorstellen, und wer weiß, ob ihn diese Vorstellung überhaupt beruhigt hätte.

Jedenfalls nahm das schmerzverzerrte Gequieke der steckengebliebenen Schweine kein Ende, sodass Maria mit Jesus außen um das Haus des Schweinepriesters herumging, um ihn auf der anderen Seite an der Haustür mit Josef anzutreffen.
„Sehen Sie, Josef, wie die Schweine hier an meiner Haustür entlanggewetzt sind“, sagte der Schweinepriester: „Ich brauche dringend eine neue!“
Josef begutachtete die Tür, während das Gequieke der steckengebliebenen Schweine auch von dieser Stelle unerträglich war. Jesus schrie und konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Da versuchte Maria abzulenken, indem sie zum Schweinepriester sagte: „Finden Sie nicht, dass die Tage schon viel lichter sind als vor vierzig Tagen, als mein Sohn geboren wurde.“
„Was ich finde, ist unerheblich“, sagte der Schweinepriester, „aber ich könnte das Licht messen, um festzustellen, ob die Tage schon lichter sind als vor vierzig Tagen.“
„Ja, machen Sie das!“ flehte Maria, „machen Sie eine Lichtmess!“
Und so machte der Schweinepriester eine Lichtmess, nicht ahnend, hiermit eine große Tradition zu begründen, während Josef eine Türmess machte, um eine neue zu zimmern.