Freitag, ich bin in Liebe

Zunächst weiß ich nicht, ob ich an dich oder über dich schreiben soll. Es ist beides falsch und beides richtig. Vielleicht schreibe ich immer nur an mich und über mich. Ich an diesem sonnigen Freitag im Herbst, an dem ich dich vermisse. An diesem Freitag, der ein Feiertag ist, ein Volk feiert seine Einheit und ist in Liebe. Oder nicht? Dich sehe ich nicht heute, an diesem Feiertags-Freitag.

Siehst du mich, wenn wir uns sehen? Oder siehst du an mir vorbei, an eine Stelle, die ich nicht kenne? Ich glaube jedenfalls dich zu sehen, von Montag bis Freitag, wenn ich vorbeigehe an deiner Tür und blicke, manchmal blickst du zurück, aber heute nicht, heute ist Freitag der Feiertag, ein besonderer Freitag, ein Volk tümelt sich, wir sehen uns nicht, mir bleibt zu schreiben: Ich vermisse dich.

An einem Freitag an dem ich dich sehe, an einem Nichtfeiertag-Freitag, freue ich mich, ich bin voll gespannter Erwartung ob morgen ein Samstag werden wird, an dem wir uns sehen, die gespannte Erwartung, das ahne ich am Freitag schon, wird am Samstag einer Desillusionierung weichen, einer Ernüchterung. Was ist es, dass ich dich sehen will und dabei sehe, dass du mich nicht sehen willst?

Meine Stimmung ist hoch, an diesem Freitag, der ein Feiertag ist. Ich sehe dich nicht, vielleicht träume ich dich und fühle mich dir nah obwohl ich dir nicht nah bin. Oder bin ich dir nah? Was kümmert mich gestern, was kümmert mich morgen, an diesem Freitag, an dem ich in Liebe bin.