Gute-Nacht-Geschichte

Der Regen hatte aufgehört, und von Westen her wurde es wieder hell; so als hätte der Morgen die Seiten gewechselt. Der Dunst stieg auf und gab den Blick frei auf das saftige, sommerliche Grün ringsumher. Ich spüre noch meine Füße im feuchten Gras, als wir unseren Lichttanz aufführten.

Später, als ich mit dem Fahrrad nachhause fuhr, erschien mir die Nacht sehr hell; heller als andere Nächte. Die Schellingstraße gab den Blick frei auf die erleuchtete Ludwigskirche. Ich fuhr weiter, an zuhause vorbei, zur erleuchteten Ludwigskirche, meinem Stern dieser Nacht. Die Luft zog angenehm um meinen Kopf, und die Leute, die unterwegs waren, zogen an mir vorbei wie Engelsgestalten.

Als ich nach einer großen Schleife zuhause angekommen war, schrieb ich voller Euphorie etwas von lichtbeschienenen Gesichtern nach dem Regen und dass das Ich die Gemeinschaft und Liebe anderer braucht, um sich selbst finden und lieben zu können. Aber das klang alles nicht richtig in meinen Ohren, höchstens pathetisch. Schiller lässt grüßen mit seinen schwülstigen Worten, die mich immer skeptisch machen.

Also Musik: Ich hörte die Suite für Viola da Gamba in D-Dur von Carl Friedrich Abel – das hörte sich richtig an. Ich gab mein Bemühen um die richtigen Worte an die Musik ab, die die richtigen Töne fand für mich, um mich wahrhaftig zu fühlen. Durch sie beschritt ich einen Tunnel, der mich zum Altar meiner wahren Gefühle bringt.

Doch ich ging nicht den ganzen Weg, denn ich war müde. Ich legte mich in eine Nische, froh und glücklich darüber, dass ich auf dem Weg bin, der sich mein Leben nennt. Nun genug der Worte: Musik, meine Freunde, schlafbeschwörende Musik!